Webinar 20.06.2023
PFAS Verbot und die Folgen für die Dichtungstechnik
Danke für Ihre Teilnahme an unserer Webinar Talkrunde zum Thema "PFAS Verbot und die Folgen für die Dichtungstechnik" in der COG O-Ring-Akademie®. Damit Sie sich die Diskussionsrunde nochmal im Detail anschauen können, haben wir diese für Sie aufbereitet. Viel Spaß!
PFAS Verbot Allgemein
1. Betrifft das Verbot lediglich Beschichtungen oder auch Komponenten aus PFA, z.B. Ventilsitzdichtungen oder Ventile aus PFA HP440?
Es sind alle Fluorhaltigen Polymere von den Beschränkungen betroffen.
2. Inwieweit sind speziell die Werkstoffe NBR und FKM betroffen?
Im Gegensatz zu FKM hat der NBR kein Fluor im Polymer. Es sind somit nur die Fluorhaltigen Qualitäten wie FKM, FFKM, FEPM oder z.B. FVMQ betroffen.
3. Wird das Verbot auch Alternativen wie Fluorkautschuk (FKM) oder Perfluorkautschuk (FFKM) betreffen?
Es wären bei einem generellen Verbot alle Fluorhaltigen Qualitäten wie FKM, FFKM, FEPM, PTFE oder auch FVMQ betroffen.
4. Sind alle PFAS gleichermaßen betroffen und wird es einen Engpass bei betroffenen Elastomeren und PTFE geben?
Wenn das Verbot erlassen wird, so wie es z.Zt. diskutiert wird, wird es in Europa keine Fluorpolymere mehr geben.
5. Würden Sie bitte auch über die Situation zum Verbot von Bisphenol etwas sagen?
Bisphenol AF ist ein wichtiger Vernetzer für FKM. Diese Verbindung wäre ebenso von einem möglichen PFAS Verbot betroffen.
6. Selbst wenn Polymere PFAS nicht verboten werden, In wie weit kommt der Herstellungsprozess von Polymeren PFAS ohne nichtpolymere PFAS aus?
Da die Monomere der Polymere schon PFAS Verbindungen sind, ist eine Herstellung von PFAS Polymeren ohne den Einsatz von nichtpolymeren PFAS Substanzen nicht möglich. Zusätzlich werden für die Polymerisation Katalysatoren, Inhibitoren usw. benötigt. Diese zählen in der Regel auch zu den PFAS Verbindungen.
7. Ist jetzt schon mit Lieferengpässen zu rechnen, da Produzenten wie 3M die PFAS-Produktion einstellen?
Bis jetzt hatten wir aufgrund des PFAS Beschränkungsverfahren keine Probleme mit Lieferengpässen unserer Polymerhersteller.
PFAS-Verbotsprozess
1. Mit welchem Ausgang rechnen die Experten Ende 2023. Meinen Sie man wird das Gesetzt umsetzen können?
Wir hoffen, dass die Polymere, die in der Regel – laut OECD „Polymer of low concern (PLC)“ – als gesundheitlich absolut unbedenklich gelten, von dieser Beschränkung ausgenommen werden.
2. Gilt das Verbot weltweit? Gibt es auf ähnliche Bestrebungen in anderen Ländern
Das diskutierte PFAS Beschränkungsverfahren ist ein rein Europäisches Verfahren. Aber auch in anderen Ländern z.B. USA, China, Japan, usw., laufen ähnliche PFAS Beschränkungs-Bestrebungen. Hier wird aber das Thema nach unserem Kenntnisstand differenzierter bearbeitet und nicht versucht PFAS kategorisch zu eliminieren.
3. Welche Werkstoffe sind betroffen, wie ist die Zeitschiene und was sind die Alternativen?
Es sind alle aliphatische organische Verbindungen betroffen, bei denen an mindestens einem Kohlenstoffatom die Wasserstoffatome am Kohlenstoffgerüst vollständig durch Fluoratome ersetzt worden sind.
- 2019 EU Kommission wurde aufgefordert einen Aktionsplan für ein Verbot der Herstellung, Verwendung, des Verkaufs und des Imports von PFAS zu entwickeln.
- 13.01.2023 Der Vorschlag wurde eingereicht und am 07.02.2023 veröffentlicht.
- Vom 22. März bis 21. September 2023 können Bürger, Unternehmen und andere Organisationen den Vorschlag bei der Europäische Chemikalienagentur (ECHA) kommentieren.
- 09.2023 bis 09.2024 Die ECHA bewertet die Kommentare und übermittelt dann einen Vorschlag an die EU-Mitgliedstaaten zur Diskussion und Entscheidung.
- 03.2026 Die Beschränkung – in welchem Umfang auch immer - soll in Kraft treten. Übergangsfristen 5 Jahre danach oder 12 Jahre danach.
Alternativen müssen zu den jeweiligen Anwendungsfällen gefunden werden, sofern es eine Alternative geben kann.
4. Gibt es eine Art Bestandsschutz für bestehende Anlagen?
Wir gehen davon aus, dass die EU-Mitgliedstaaten bei der Diskussion und Entscheidung zur PFAS Beschränkung dieses mitberücksichtigen werden. In diesem Fall möchten wir noch einmal anraten, unbedingt die Möglichkeit zu nutzen, bei der Europäische Chemikalienagentur (ECHA), das Beschränkungsverfahren zu kommentieren. Dieses ist nur noch bis zum September 2023 möglich.
5. Was unternimmt COG und seine Polymerlieferanten im Eingabeverfahren um eine Differenzierung bei der Betrachtung und ggf. eine Verhinderung des Verbots zu erreichen?
COG hat das geplante PFAS Verbot umfangreich mit allen notwendigen Nachweisen bei der ECHA kommentiert. Auch hier möchte ich noch einmal anraten, unbedingt die Möglichkeit zu nutzen, bei der Europäische Chemikalienagentur (ECHA), das Beschränkungsverfahren zu kommentieren. Dieses ist nur noch bis zum September 2023 möglich.
6. Können dann Teilehersteller außerhalb der EU nicht konforme Teile oder Anlagen in die EU liefern und haben die dann einen Wettbewerbsvorteil?
Bei dem PFAS Beschränkungsverfahren geht es um ein Verbot der Herstellung, Verwendung, des Verkaufs und des Imports von PFAS. Somit würden Außereuropäische Hersteller auf dem Europäischen Markt keinen Wettbewerbsvorteil haben. Allerdings hätten Länder in denen keine oder nur geringe Beschränkungen vorliegen insofern einen Vorteil, das die Europäischen Mitbewerber ihre Maschinen und Alagenteile nicht mehr in der gewohnten Qualität und Langlebigkeit anbieten können.
7. Wie geht es nach dem Verbot/Beschränkung von PFAS bei Dichtungen weiter? Nach Ihrer Darstellung ist der Werkstoff alternativlos.
In der Tat sind in einigen Anwendungen die Fluorpolymere unserer Meinung nach alternativlos. Ob und welche Alternativen hier noch entwickelt werden und einem zur Verfügung stehen vermögen wir zum jetzigen Stand noch nicht zu sagen.
8. Lohnt sich eine Bevorratung an Dichtungen die durch das PFAS Verbot bedroht sind? Oder dürfen die bereits vorhandenen O-Ringe nicht weiterverwendet werden?
Dies ist schwer zu beantworten. Es wird auf jeden Fall Übergangsfristen geben. Wann und in welchem Umfang ein endgültiges Verbot in Kraft treten wird ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht zu sagen.
Alternative Werkstoffe
1. Welche Dichtungsmaterialien können zukünftig eingesetzt werden? Welche Kunststoffe z.B. PP, PE usw. sind dann nutzbar?
Prinzipiell können alle nicht Fluorhaltigen Polymere wie HNBR, NBR, PE usw. als Substitut verwendet werden. Allerdings muss hier, unter Berücksichtigung aller realen Einbau- und Betriebsbedingungen, genau geschaut werden welche Werkstoffe verwendet werden können.
2. Ringe für Reinstwasseranlagen, Filtersysteme, Ventile und für John Guest Verbinder was gibt es für Möglichkeiten?
Man könnte prüfen ob beispielsweise ein EPDM oder auch EPM geeignet sind. Allerdings muss hier, unter Berücksichtigung aller realen Einbau und Betriebsbedingungen, genau geprüft werden, welche Werkstoffe verwendet werden können.
3. Sollte es zu einem PFAS Verbot kommen, gibt es dann Alternativen zur Teflonbeschichtung von z. B. EPDM?
Wenn es zu einem generellen PFAS Verbot kommen sollte. Würde die PTFE Beschichtung auch unter das Verbot fallen. In diesem Fall könnte man als Alternative z.B. eine Parylene Beschichtung einsetzen. Man muss aber auch in diesem Fall genau schauen ob diese Art der Beschichtung auch zu dem jeweiligen Prozess passt.
4. Wo sind bisher keine PFAS-freien Alternativen bei Elastomerdichtungen möglich?
Immer dann, wenn man eine Hochtemperatur Anwendung und/oder sehr aggressive Medien wie z.B. Fluorwasserstoffsäure, Lacklösemittel, konzentrierte Laugen usw. abzudichten hat.
5. Gibt es Übersichtstabellen über aktuell vorhandene Alternativwerkstoffe (für PTFE, FKM, FFKM, PVDF, ...) im Dichtungsbereich? (inkl. Beständigkeitstabellen für die Alternativwerkstoffe)
In diesem Fall möchten wir auch anraten unsere Anwendungstechnik zu kontaktieren. Eine Beständigkeitstabelle findet man unter https://www.cog.de/produkte/bestaendigkeitsliste.
6. Bzgl. der Chemikalienbeständigkeit könnten auch Hochleitungs-PE-Werkstoffe geeignet sein?
Es muss hier, unter Berücksichtigung aller realen Einbau und Betriebsbedingungen, genau geschaut werden welche Werkstoffe verwendet werden können.
7. Wir sind Armaturenhersteller und setzen für die Tieftemperaturanwendungen (bis -269°C) verschiedene Kunststoffe ein, wie z.B. PCTFE. Welche Alternativen gibt es da, die nicht unter das Verbot fallen würden?
Aufgrund der doch recht extremen Tieftemperatur möchten wir anraten hier Rücksprache mit Ihren bisherigen Lieferanten zu halten welche Alternativen in Frage kommen. Mit elastomeren Werkstoffen lassen sich Temperaturen bis min. ca. -100°C abdichten.
8. Sehen Sie eine alternative Dichtungsmöglichkeit für PTFE Dichtungen insbesondere hinsichtlich einer Mangelschmierung?
Es gibt Polymere die nicht unter die PFAS Bechränkung fallen die einen vergleichbaren Reibungskoeffizienten wie PTFE besitzen. In diesem Fall möchten wir ebenso anraten hier Rücksprache mit Ihren bisherigen Lieferanten zu halten welche Alternativen in Frage kommen.
9. Wird aktuell an Alternativen geforscht/entwickelt?
Da Fluorkautschuke, insbesondere die FFKM Werkstoffe, extrem hochpreisig sind, wird seit vielen Jahren nach alternativen Werkstoffen geforscht. Bis heute konnten keine Substitute, die eine vergleichbare Performance haben, gefunden werden.
10. Lässt sich etwas zu einer Kostenentwicklung sagen?
Da die Substitutwerkstoffe, wenn überhaupt vorhanden, i.d.R. eine schlechtere Performance aufweisen, werden die Kosten aufgrund kürzerer Wartungsintervalle oder erhöhten Ausfällen entsprechend steigen.
11. Wir haben bereits mehrfach gesehen, dass es am Markt PFAS freie FKM Werkstoffe geben wird. Wird COG diese ebenfalls anbieten?
Es gibt keine PFAS freien FKM Werkstoffe. FKM ist per Definition ein PFAS.
12. Wie weit können FFKM Dichtungen im Hochtemperatureinsatz (ca. 200°) ersetzt werden? Gibt es FFKM die nicht von einem PFAS Verbot betroffen sind?
Es muss unter Berücksichtigung aller realen Einbau und Betriebsbedingungen, genau geschaut werden welche Werkstoffe alternativ verwendet werden können. Es gibt keine PFAS freien FFKM Werkstoffe. FFKM ist per Definition ein PFAS.
13. Es wird an vielen Stellen von Alternativen gesprochen, die die PFAS betroffenen Dichtungen ersetzen sollen. Wieso werden diese Alternativen nicht schon längst verwendet?
Es ist so, dass die z.Zt. verfügbaren Alternativen nicht dieses hervorragende Leistung Spektrum abdecken wie die Fluorelastomere. Es ist ja nicht nur die chemische Beständigkeit die einen guten Dichtungswerkstoff ausmachen, sondern gerade auch das Rückstellverhalten die Relaxion, das elastische Verhalten über die Zeit usw. zeichnen eine qualitativ hochwertigen Werkstoff aus. In der Regel ist es so, dass die häufig genannten Substitute in einigen Punkten extreme Schwächen zeigen.
PFAS Schäden und Lösungsansätze
1. Ab welcher Zeit können gesundheitliche Schäden auftreten? Wochen, Monate, Jahre? Beim direkten Kontakt?
Dies ist in erster Linie davon Abhängig um welche Substanz es sich handelt und wie hoch die Exposition mit diesem Stoff ist. Die PFAS Gruppe umfasst nach letzten Schätzungen mehr als 10.000 verschiedene Verbindungen.
2. Ich habe folgenden Lösungsansatz beim Fraunhofer Institut gefunden (https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2023/mai-2023/plasma-gegen-toxische-pfas-chemikalien.html). Was ist davon zu halten?
Wenn sich das Verfahren auf einen industriellen Maßstab hochskalieren lässt, ist es für die Trinkwasseraufbereitung durchaus interessant.
3. Welche Möglichkeiten gibt es PFAS-verunreinigungen zu eliminieren, beispielsweise aus Wasser oder Erdreich?
Hierzu möchte ich die Seite vom Umweltbundesamt empfehlen. www.umweltbundesamt.de/pfas-sanierung-in-boeden-grundwasser
Sie haben noch weitere Fragen?
Bei Fragen rund um den Inhalt des Webinars stehen Ihnen unsere Referenten Dipl.-Ing. (FH) Thomas Lucht und Dipl.-Ing. (FH) Michael Krüger gerne per E-Mail an t.lucht(at)cog.LÖSCHEN.de oder m.krueger(at)cog.LÖSCHEN.de zur Verfügung.
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